Story 3/3 - M.in, das Interview


1. Als erstes erkennt glaube ich jeder, dass M.in kein bürgerlicher Name ist und als Künstlername recht ungewöhnlich, was steckt hinter dem Namen M.in und wie bist du darauf gekommen oder woher stammt dieser Name?

Das ist ganz einfach und leider nichts spektakuläres, M.in ist eine Ableitung von meinem Namen – M arkus ferd IN and und der Punkt war nur, damit es besser aussieht. Allgemein hab ich den Namen gewählt, da ich ein neues Projekt starten wollte und ich einen kurzen Namen wollte, der nicht zu viel verrät. Allerdings war der Name dann doch erst mal ein Problem, da ich unerwartet schnell Erfolg hatte, mich aber niemand im Netz gefunden hat. Somit kannten viele M.in aber die Bookings kamen erst viel viel später.


2. Seit wann beschäftigst du dich mit der elektronischen Musik?

Durch meinen Bruder kam ich früh zum auflegen, allerdings hat mich damals (1991, ich war gerade 11 Jahre alt) die Techno / Trance Musik nicht angesprochen! Ich hörte eher Old School Hip Hop und Deutsch Rap. Erst mit holländischer Hardcore Musik und dem darin enthaltenen Wort „Motherfucker“ fand ich meinen Einstieg zur elektronischen Musik und zum auflegen. Über Hardcore kam ich dann zum Jungle und dann zur damaligen House Musik aus Chicago, wo ich auch bis heute noch von schwärme. Die damalige House Musik bestand ja eigentlich, wie auch im Hip Hop (den ich hörte) eher aus Partytracks und positiver Energie. Da ich zu jung war stellte ich mir immer meinen Wecker und hörte nachts die Liveübertragungen von diversen Radiosendern aus diversen Clubs in Deutschland, weshalb ich schnell ein Fan von den DJ Sets von Miss Thunderpussy wurde. Aber auch die HR3 Clubnight wurde jedes Wochenende aufgenommen und wochenlang verschlungen. Die Platten häuften sich langsam zu Hause und Artists, wie z.B. Dj Tonka, Ian Pooley, Armand Van Helden oder DJ Sneak wurde zu meinen damaligen Helden. Meine ersten Partys organisierte ich mit 15 und mit 19 spielte ich dann das erste Mal regelmäßig in Clubs und machte so das Basement in Wiesbaden zu meiner Homebase. Durch meine Zugehörigkeit zur Tinnitus Liga lernte ich auch Brighton Techno lieben und so kam es dann auch, dass ich 2004 meinen ersten Track auf einer V.A. auf dem Label Semi Automatic veröffentlichte. 2007 startete ich zusammen mit einem guten Freund als „Kaufmann & Ferdinand“ und unserem Label „Kaufe Musik“ Deutschland weit als Techno Duo durch. Vor drei Jahren wollte ich aber wieder zum House zurück, da ich früh erkannt habe, dass endlich wieder Underground Housemusic zurück kommt, daher startete ich mein Soloprojekt M.in.


3.Was fasziniert dich persönlich so sehr an dieser Musikrichtung?

Da ich schon als Kind Breakdance gemacht, Grafitti gemalt und gerappt habe, liegen meine Wurzeln natürlich immer noch beim Old School Hip Hop und dadurch, da diese Musik ja auch nur gesampled war, auch beim Jazz, Afro oder Latin. Ich war damals eher schüchtern und ruhig, aber durch die Musik fand ich viele neue Freunde, baute mein Selbstbewusstsein auf und das Beste, ich konnte Leute zum tanzen bringen! In Zeiten von „Peace, Love & Unity“ war alles sehr friedlich, man kam schnell mit neuen Leuten in Kontakt und die Nächte in Clubs waren in etwa wie sich fallen zu lassen. Mal alles vergessen und einfach Spaß haben. Damals realisierte ich nicht, dass fast der ganze Club auf Pille war, da ich das ja nicht kannte! Aber wenn man vom Hip Hop kommt und da selten Gespräche mit fremden hatte und es ständig zu Schlägereien kam, dann ist das schon ein riesiger Flash plötzlich von einem Mädel einfach mal kurz in den Arm genommen zu werden oder ein: „Hey, du tanzt aber cool“ zu hören! Auch das Küsschen rechts und Küsschen links gibt es beim Hip Hop gar nicht, beim House oder Techno hat man jede neue weibliche Bekanntschaft so begrüßt. Somit war mir diese Szene gleich sehr sympathisch! 


4. Kannst du einen Track nennen der es dir besonders angetan hat und wenn ja warum, was macht diesen so besonders?

Laurent Garnier – The Man With The Red Face
Damals war der Track was besonderes, da er in den Clubs düster, aber trotzdem erfrischend rüber kam. Außerdem fand ich es immer cool, wenn richtige Musiker an Technostücken mitgewirkt haben. Die Nummer von Laurent hebt sich enorm ab und ist auch heute noch ein zeitloser Song, den man immer und überall einsetzen kann. Ich bin wahrscheinlich auch an der Nummer hängen geblieben, da sie Jazz pur ist und weil die Zeit, in dem der Track raus kam, eine für mich unvergesslich schöne Zeit war.

5. Nun bist du gerade auch wegen deiner Produktionen so bekannt und in der elektronischen Musik gibt es ungeahnt viele Möglichkeiten seine Vorstellungen zum Output zu bringen. Worauf setzt du, bist du eher jemand der seinen Sound aus dem Computer kommen lässt und seinen Laptop überall wo es sich bietet, nutzt du analoge Geräte oder ist es für dich die richtige Mischung die die Würze macht?

Angefangen eigene Musik zu machen hab ich mit analogen Geräten, aber Platten produziert habe ich dann auf dem Computer, da meine analogen Geräte nicht gut geklungen haben oder besser gesagt, da ich zu wenig Erfahrung hatte und nicht wusste, wie ich den Klang so aufpolieren kann, dass man die Tracks veröffentlichen könnte. Beim Labtop producing bin ich dann erst mal hängen geblieben, aber nun habe ich mir einen 303 Clone (x0xb0x) gekauft, damit ich endlich wieder analog arbeiten kann. Der Sound ist einfach ein ganz anderer und man bekommt einfacher und schneller bessere Resultate hin. Auch mit Patrick Kunkel habe ich öfters seinen Little Phatty von Moog benutzt oder auch sein Nord Lead, daher war analoges arbeiten nie ganz weg. Mittlerweile suche ich gezielt ein paar Synth’s und Drumcomputer, aber es wird wohl etwas dauern bis ich genau diese gefunden habe.

6. Es gibt seit Jahren immer noch die Streitfrage um die Hardware, worauf schwörst du da? Der leistungsstabile teurere Apple PC mit geschlossenem System oder der kostengünstigere Windowsrechner?

Ich arbeite von Anfang an mit einem Windowsrechner und ich mag auch die Benutzeroberfläche von Mac gar nicht. Leistungsstabiler mag sein, aber ich sehe auch Mac Computer immer wieder hängen bleiben oder Abstürzen. Ich hatte das Thema auch gerade erst mit den Promotern die mich nach Kroatien gebucht hatten und die meinten auch, dass sie nie Probleme haben. Bei dem ersten Gig ist bei dem DJ nach mir der Mac abgekackt und plötzlich war die Musik aus. Am zweiten Tag war ich bei den Jungs im Studio und die haben sich lustig darüber gemacht, dass meine Soundkarte manchmal von Ableton nicht erkannt wird, da ging prompt ihr Midi Keyboard nicht. Später auf der Party hatten sie dann auch noch mal Probleme beim auflegen mit Traktor … von daher bin ich froh, dass ich einen Leistungsstarken Windows Rechner habe, dessen Benutzeroberfläche ich mag.

7. Du hast gerade ein Album veröffentlicht und auch wenn die Veröffentlichungen von Alben in letzter Zeit etwas mehr geworden sind, sind sie doch eher etwas was sich eher im Bereich der Popmusik wiederfindet. Gerade in der heutigen Zeit wo durch Beatport mehr und mehr nur einzelne Tracks veröffentlicht werden, trauen sich die wenigstens ein Album zum releasen. Welche Bedeutung hat für dich dein Album in der heutigen Zeit?

Ich denke, dass man durch ein Album an Erfahrung gewinnt, die man so nicht machen würde. Ich sehe ein Album immer noch als etwas, wo ein Künstler seine ganze Bandbreite zeigen kann und auch sollte. Aber es hat auch den Hintergedanken, sie besser promoten zu können, da man durch ein Album eher ein Interview in einem Magazine hinbekommt, als ohne. Somit fokussiert man einen ganzen Haufen an Interviews, Podcasts und Reviews auf das Release Date von dem Album und auch noch eins zwei Monate später können da ein paar Sachen nachrutschen, was natürlich auf die Bookings einen positiven Effekt haben kann. Oder anders gesagt, man darf man wieder arbeiten bis zum kotzen, da auch Interviews schreiben, Podcasts mixen und touren sehr anstrengend sein kann!

8. Nun ist ein Album ist nicht nur die bloße Aneinanderreihung von Tracks, sondern hinter jedem Album steckt auch ein gutes musikalisches Konzept. Was macht für dich ein gutes Album aus?

Vielseitigkeit, Ausgefallenheit und Mut zu was Neuem! Ein gutes Album fängt idealerweise etwas langsamer an und steigert sich von Track zu Track und baut am Schluss wieder kurz ab. Der Artist sollte auch versuchen seine normale Produktionsweise zu erweitern, wenn er nicht vorher schon sehr vielseitig war, um musikalischer zu werden. Auch mal mutig sein und mal Sachen machen, die nicht im Trend liegen, ist etwas, dass ich sehr hoch anrechne.
Aber ich kauf eigentlich keine Alben, da es nur noch selten Artists gibt, die ein gutes Album produzieren, dass mir dann auch zusagt … ich bin da etwas picky. Der letzte von dem ich total begeistert war, war „Frivolous“! Vorher fand ich seine Tracks eher nicht so ansprechend, aber das Album hat mich total umgehauen! So sollte ein gutes Album aufgebaut sein!

9. Zur Zeit bist du mit deinem Album weltweit auf Tour unterwegs und triffst sicherlich die verschiedensten Arten von DJ´s und Live-Acts. Wie siehst du dich selber bei deinen Auftritten, bist du eher der Dienstleister, Entertainer oder erhebst du für dich den Anspruch des Künstlers?
Da ich keine Band habe und auch keine Instrumente Live spiele, bin ich weniger ein Künstler, aber wenn man das auflegen mit Vinyl oder CDs als Kunst ansieht, was man in der heutigen Zeit eigentlich schon machen kann, dann bin ich auch ein Teil Künstler. Denn mittlerweile spiele ich auch mit 4 CD Playern gleichzeitig und das ohne Traktor und ohne überladen zu klingen.  Dagegen ist das synchronisierte auflegen mit Traktor keine Kunst und dort 3 – 4 Decks zu nutzen ist ja nicht gerade schwer, wobei auch nur wenige das richtig beherrschen, denn auch da sollte man Erfahrung haben und evtl. wissen welche Tracks zusammen passen.
Ich denke außerdem, dass als DJ immer ein Dienstleister ist, was aber viele vergessen. Man bekommt Geld und soll die Leute zum tanzen bringen … eigentlich ja ganz einfach, aber trotzdem scheitern viele daran. Und ein guter DJ ist immer auch ein bisschen Entertainer und das heißt nicht, dass man einmal laut „Jawohl“ oder „Abgeht’s“ schreit, sondern das man auch mit den Gästen Kontakt hat, einen trinkt, sie animiert und mit ihnen feiert.

10. Die Frage des Mediums ist gerade als Künstler mit Releases eine erhebliche Frage, sei es nun wenn es um den Verkauf geht oder seine Musik zu präsentieren. Inzwischen vermeldet die Öffentlichkeit die Steigerung von Vinyl-Verkäufen aber auch Firmen wie Beatport oder Native Instruments explodieren unglaublich und die Verwendung von CD-Playern im Set ist schon lange ein völlig legitimes Mittel, worauf setzt du bei deinen Sets und wo glaubst du geht es hin in der Zukunft und welches Medium wird mehr Bestand haben?

Na ja, die Zahlen sprechen doch etwas ganz anderes. Die digitalen Verkäufe wurden auch weniger als noch vor zwei Jahren und Vinyl ging zwar wieder etwas hoch, aber zwischendurch haben auch Top Labels manchmal nur noch 50 Platten von einem Release verkauft, was damals ganz undenkbar war. Das releasen von Limitierten Stückzahlen auf Vinyl wurde auch zum Witz, da man auch nach Monaten von Labels die „nur“ 200 Vinyl pressen und damit werben, noch Vinyls zu kaufen sind und das trotz guten Releases und bekannter Acts. Noch vor einem Jahr war das unterste was ich gehört habe, und das war von einem unbekannten Label, 150 verkaufte Platten. Desweiteren machen auch große Labels wie z.B. Get Physical nur noch Vinyl, wenn es für sie ein besonderes Release ist und nicht mehr von jeder EP, was ja auch zeigt, dass das Medium Vinyl langsam aber sicher stirbt!
Auch die Verkäufe bei Beatport gingen enorm runter, so hatte ich damals mit einer hohen Platzierung in den Techhouse Charts noch ca. 1000 Downloads, habe ich heute nur noch ca. 400 Downloads mit derselben Platzierung. Dafür steigen natürlich die illegalen Downloads, was auch zeigt, dass die digitalen DJs die schlechteren Käufer sind, oder besser gesagt (im Schnitt … also trifft nicht auf jeden zu) am meisten illegal runterladen! Ich sehe auf Tour auch immer öfters bei anderen DJs im Traktor komische Bezeichnungen diverser Tracks, was oft ein klares Zeichen für Illegale Downloads ist! Manchmal sieht man auch wo die Tracks geladen wurden, was eigentlich schon ne Frechheit ist! Eigentlich könnte man bei Traktor etwas programmieren, was solche Tracks unzulässig macht und auch bei den neuen Pioneer CD Playern sieht man ja auch schon genauere Bezeichnungen (z.b. wo der Track geladen wurde), somit wäre das ja eigentlich möglich.
Daher ist es einfach zu sagen, welches Medium in Sachen Club weiteren Bestand haben wird, aber die Frage ist, welche Labels dann noch Lust haben zu arbeiten, wenn niemand mehr für dieses Medium bezahlen will. Ich könnte jetzt Namen nennen von sehr bekannten DJs die bei Youtube ihre Tracks laden, mach ich aber nicht. Trotzdem finde ich, dass sie sich schämen sollten, die Tracks illegal zu laden, da einige von ihnen ja eh schon genug Promos geschickt bekommen und dann auch noch hohe Gagen verlangen!



Vielen Dank an für dieses offene und ehrliche Interview mit Yespromote.blogspot.com M.in, ich finde wer nicht unbedingt darauf aus ist jedem zu gefallen sondern gerade herraus auch Mal ausspricht wie die Situation ist, macht sympathisch. Was sicherlich einer der ebenso wichtigen Faktoren vom Erfolg von Markus Ferdinand alias M.in ist.
Ebenso danke an seine BookingAgentur von Weplayminimal die dieses Interview ermöglich haben.

M.in - A Metter Of Taste - Teaser

Mixset



Mehr Infos findet ihr hier:


M.in on the internet
RA DJ Page / residentadvisor.net/dj/m.in
Website / www.markusferdinand.de
Twitter / twitter.com/m-in-frankfurt
Soundcloud / soundcloud.com/m-in
Discogs / discogs.com/artist/m.in
Facebook / facebook.com/m.in.fanpage

Die Veranstalter wenden sich einfach hier hin:

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