Was Musiker verdienen - Eine Beispielrechnung

Ein Video zur Frage was verdient ein Musiker.

Über dieses interessante Video bin ich gerade gestolpert, alle die noch glauben sie könnten wunderbar von Musik leben und hätten es bald geschafft sollten jetzt einmal genauer hinschauen.
Dieses Video rechnet zwar vor was man als Mitglied einer Rockband verdient läßt sich mühelos aber auch in die Techno-Szene transportieren. Dazu gibt es ein interessantes Diagramm über Albem und Single Verkäufe sowie im Anschluss die Kopie des Artikels  

Was Musiker verdienen von Delmar.






Was Musiker so an einer CD verdienen

Selbst im Zeitalter des Internets und der dadurch entstandenen Möglichkeit zur Selbstvermarktung für Bands und Musiker, wird vom großen Plattendeal mit einem Major-Label geträumt.
Aber was genau verdient der Durchschnittsmusiker an einem solchen Vertrag und den Verkäufen von Alben in CD- und Single-Form?


Tja, die Wahrheit ist wahrlich ernüchternd und die Bundeszentrale für politische Bildung hat die Antwort auf diese Frage. Die Grafiken hier rechts auf der Seite zeigen, was ein Künstler an einem Album in CD-Form bzw. an einer Single verdient (gilt auch für Downloads): Gerade mal 4% des Verkaufspreises. Uff!

Bei einem Album mit einem Verkaufswert von EUR 15,99 – wie in der Grafik angegeben – wären das satte 64 Cent, bei einer Single sind es mit 5,56 Cent wesentlich weniger. Der Löwenanteil an einer solchen “offiziellen” Veröffentlichung geht mit 31% an das Label bzw. mit 19% an den Vetrieb.

Angesichts dieser Zahlen bleibt einem schon einmal die Spucke weg. Immerhin ist der Beitrag der Band bzw. des Künstler der wesentliche Bestandteil des Produkts…die Musik. Ohne diese gäbe es nämlich sonst nichts zu verkaufen, aber durch die Abgabe verschiedener Aufgabenbereiche wie Marketing, Vertrieb und Finanzen an Externe sinkt der Anteil der Musiker.

Ob das jetzt Sinn macht, dass die GEMA als Geldeintreiber mit 6% das 1,5fache der Band verdient, sei mal dahingestellt. Und bitte kommt mir jetzt nicht mit “Die Band bekommt ja auch was zurück…”, denn für normalsterbliche Bands und Acts ist der Verteilungsschlüssel der GEMA eher als Witz anzusehen. Oder warum nicht einfach mal den Vergleich nennen, den ein Blogger vor kurzem zu diesem Thema angestrengt hat: Wieso bekommt der Buchhalter des Unternehmens (GEMA) mehr Geld als das Unternehmen selbst???

Wie dem auch sei, ich komme wieder auf das zurück, was ich in diesem Artikel bereits geschildert habe. Wenn es früher in der Zeit vor dem Internet für Bands wirklich essentiell war, von einem Label entdeckt zu werden, um eine gewisse Reichweite mit der eigenen Musik zu entwickeln, so braucht das heutzutage lange nicht mehr erste Priorität zu sein. Auch wenn Euch die Labels das gerne glauben lassen wollen.
Wenn Ihr Euer Album über eine eigene Webseite für nur einen einzigen Euro verkauft, dann verdient Ihr schon mehr daran als mit einem gewöhnlichen Plattendeal. Natürlich müsst Ihr Marketing, Vertrieb, Finanzen und den ganzen anderen Rest selbst erledigen, seid dafür aber autonom, wenn es um Eure Musik geht.

Und wer sagt, dass Ihr die unliebsamen Arbeiten eines CD-Releases nicht doch einfach für einen Bruchteil der Kosten outsourcen könnt?


Money makes the world go round – auch und gerade im Musikbusiness. So keimte kürzlich die Diskussion “Was verdient ein Musiker an einer CD” erneut auf.
Die bisher kursierende Statistik der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) kam auf magere 4% für Musiker aus den Verkäufen von Alben auf CD. Und nun “korrigiert” der Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT) diese Zahl nach oben auf 12,27% mit einer eigenen Studie.


Von neuem begonnen hatte die Diskussion auf einer Podiumsdiskussion der c/o pop in Köln, auf der Stefan Herwig vom “Dependent Label” die Zahlen als bestandlos bewertete und kurz danach eine eigene Grafik veröffentlichte. Auch Thomas Schlegel bezeichnet die Zahlen als “nahezu unbrauchbar”, gingen sie doch vom “ungünstigsten Fall aus – einer Newcomerveröffentlichung bei einem Majorlabel”. Zudem berücksichtigten die Zahlen nicht die Tatsache, dass “Musiker, die ihre Songs selber schreiben und produzieren, den Löwenanteil von Produktion und GEMA-Abgaben erhalten”.

Im Auftrag des VUT recherchierten nun Amke Block von audiomagnet und Thomas Schlegel von der Kanzlei Sasse & Partner neue Zahlen, die mit einem Anteil von 12%-17% für den Musiker am Verkauf einer CD deutlich höher liegt als der in der urspünglichen Studie. Hier ein Zitat:
“Wir haben bei Independents und Künstlern nachgefragt und sind zu einem deutlich anderen Ergebnis gekommen. Die Befragten waren sich einig, dass der Künstleranteil nur in den seltensten Fällen unter 12% liegt. Hat der Künstler auch die Komposition und den Text verfasst, sind im Schnitt 17% des Endverkaufspreises für ihn drin, da dann auch Einnahmen aus den GEMA- Lizenzen an ihn zurückfließen.”

Ist die Situation also doch gar nicht so schlimm und Musiker werden tatsächlich “in der Regel angemessen an den Einkünften der Labels beteiligt”? Ich bin mir da nicht so sicher, wenn ich anfange zwischen den Zeilen zu lesen.
Bemerkenswert sind meines Erachtens in diesem Zusammenhang folgende Punkte:
  1. Der Auftraggeber VUT bzw. Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. ist ein Verein der Musikindustrie, der Labels – und nicht etwa der Musiker.
    Anm. d. Red.: Ich wurde vom VUT in den Kommentaren darauf hingewiesen, dass sich 30% Musiker (die sich selbstvermarkten) in seinen Reihen befinden. Insofern gilt es, den Einwand im letzten Nebensatz zu relativieren.
  2. Genau wie schon bei der ersten Studie wurden keine genaueren Angaben zu den Quellen gemacht oder über Umfang der Umfrage.
  3. Thomas Schlegel bekräftigt mit seiner Äusserung über den “ungünstigsten Fall” den Wahrheitsgehalt der ersten Studie. Es handelt sich demnach um eine Newcomerveröffentlichung bei einem Majorlabel.
    Anm. d. Red.: Ein weiterer Nachtrag. Es handelt sich nicht um eine Studie, sondern um “Schätzung”, wie aus dem Kommentar von Eva Kiltz hervorgeht.
  4. Die neue Studie des VUT betont: “Wir haben bei Independents und Künstlern nachgefragt”. Also sind in der neuesten Statistik die Major-Labels wohl ausgeschlossen worden. Diese hätten den Prozentsatz vermutlich deutlich nach unten gedrückt.
  5. Amke Block zeichnet bereits für die erste Erhebung mitverantwortlich, was wieder die Glaubwürdigkeit beider Erhebungen unterstreicht (oder eben nicht, falls Du einen anderen Standpunkt bevorzugst). Jedenfalls kann ich von Falschinformationen, wie gulli schreibt, nichts feststellen.
  6. Die Kanzlei Sasse & Partner geht gegen Urheberrechsverletzungen aus Filesharing vor.
  7. Die BPB hat wohl den Gegenwind bemerkt und reagierte auf die von VUT und diversen Labels geäusserte Kritik mit der Löschung der ursprünglichen Studie. Eingeständnis schlechter Recherchen und daraus resultierender Falschinformation oder Lobbyarbeit?

Und was bedeutet das alles jetzt?
Zum einen ist klar, betrachtet man den Auftraggeber und die Ausführenden, dass diese Studie zu diesem Ergebnis kommen musste: “Aber in einem waren sich alle einig: in der Regel teilen Label und Künstler die Einkünfte aus Tonträgerverkäufen fair”. Die Labels können ja auch nicht ernsthaft etwas anderes behaupten.
Statistiken sprechen immer für den, der sie erstellt oder erstellen lässt. Für mich persönlich scheint auch klar, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte beider Studie liegen muss und dass es für Bands heute mehr denn je lohnt, über eine anständige Selbstvermarktung nachzudenken und Labels nicht mehr als den einzig gangbaren Weg zu betrachten. Denn: Wer am Anfang seiner Karriere als Musiker oder Band steht, der hat keine starke Verhandlungsposition beim Label – gleich ob Independent oder Major. Zu verschenken hat niemand etwas.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf Deine Meinung und vielleicht kommen ja noch einige neue und interessante Erkenntnisse hinzu.

Neue Erkenntnisse oder Ergebnisschönung?

Mehr zu musikindustrie bei www.delamar.de

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

k